15.03.2008 / Misburg: Rechte Störversuche bei Antifademo vereitelt

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Linke Demonstrationen zu stören scheint bei Niedersachsens Rechten zum Standard zu werden. Nach den erfolglosen Versuchen in Ganderkesee am 15. März und Oldenburg eine Woche später gelang es ihnen am vergangenen Samstag wieder nicht nur in die Nähe des Demozuges mit seinen etwa 250 TeilnehmerInnen zu gelangen. Bereits im ersten Drittel der Demostrecke wurden eine kleine Gruppe Rechter von der Polizei festgenommen und abtransportiert, als sie versuchten sich durch eine Nebenstraße der Demonstration zu nähern.

Bei einem der Festgenommenen handelt es sich um Jan Neumann. Neumann, früher Mitglied der NOS, soll jetzt im Großraum Hannover wohnen und scheint sich hier auch zu aktivieren. In der Nähe des Zwischenkundgebungsortes, dem Rewe-Markt an der Hannoverschen Straße, wurde eine Gruppe von sechs weiteren Rechten festgenommen. Bei ihnen handelt es sich nach eigenen Angaben um einen Teil einer etwa 20köpfigen Gruppe sogenannter »Autonomer Nationalisten«, die sich »die Demo friedlich ansehen« wollte. Da die Polizei diese Aktion jedoch als Störungsversuch wertete, wurden auch diese Störer_innen festgesetzt und für den Verlauf der Demo in ein innerstädtisches Polizeirevier gebracht.


Rechte Aktivitäten in Misburg

Zu der Demonstration unter dem Motto »MISBURG aus MISten- Weg mit dem Nazidreck!« ist eine Zunahme rechter Aktivitäten im vergangenen Jahr. Neben den üblichen Aufklebern, Flugblättern und rechten Sprühereien, veranstaltete die NPD während des Landtagswahlkampfs Infostände bei Meyers Garten im Zentrum Misburgs. Am Samstag, 24.11. 2007 gab es am Rewemarkt an der Hannoverschen Straße einen Angriff auf zwei alternativ gekleidete Schülerinnen. Die beiden 16 und 17 Jahre alten Mädchen wurden von einer Gruppe Rechter angepöbelt, bespuckt und geschlagen, ohne das ihnen irgendein Passant zu Hilfe kam. Eins der betroffenen Mädchen wurde am Auge verletzt und stellte gegen einen der Täter eine Anzeige wegen Körperverletzung. Darauf kam es zu einem erneuten Angriff und dem Versuch der Einschüchterung. Das Mädchen wurde von dem Angreifer aufgefordert die Anzeige zurückzuziehen. Er drohte damit bei Aufrechterhalten der Anzeige gegen ihn »mit 30 Mann« wiederzukommen. Angeblich titulieren die ortsansässigen Rechten Misburg als »National befreite Zone.«


NPD-Landtagskandidat in Misburg ansässig

Einen Zwischenstopp legte die Demo auch am Haus »Das Mühlenfeld 10«. Hier wohnt Daniel Vieting, der von der NPD im Landtagswahlkampf für den Wahlbezirk 29 –Laatzen vorgesehen war. Zu einer Kandidatur Vietings kam es allerdings nicht, da dieser nicht die erforderlichen 100 Unterstützer_innenunterschriften beibringen konnte. Die NPD erreichte im Januar hier 2,2% der Stimmen. Das entspricht etwa 200 Stimmen. Solche Ergebnisse, die über dem Landesdurchschnitt liegen, erreichte die NPD fast ausschließlich bei den Erststimmen in Wahlkreisen, in denen Direktkandidaten antraten.


Rechtes Gedankengut im Straßenbild präsent

In Misburg, einem Stadtteil am östlichen Stadtrand Hannovers, ist rechtes Gedankengut im Straßenbild präsent. Wer mit offenen Augen durch die Straßen geht, kann die Aufkleber, die an fast jedem Laternenpfahl kleben, nicht übersehen. Neben Aufrufen der »Nationalen Sozialisten« und der NPD wird auch für den »Trauermarsch« in Bad Nenndorf geworben. An der Hintertür des Rewemarktes prangt der Schriftzug »Nationaler Revoluzzer«. An eine Garagenwand ist der Slogan »Nationaler Sozialismus-Jetzt!« gesprüht worden. Auch den Menschen, die vor allem beim Rewemarkt die Demonstration von außen beobachten, scheint rechtes Gedankengut nicht gerade fremd zu sein. So setzte eine Passantin dem Demoruf »Nazis raus!« ein entschiedenes »Nazis rein!« entgegen. Andere Außenstehende ließen ebenfalls ihre Nähe zu den Rechten deutlich erkennen, sei es durch ihr Outfit, sei es durch einschlägige Kommentare. Ein Ort ohne Naziproblem, wie Misburg von Passant_innen genannt wurde, sieht anders aus.