12.04.2008 / Stade: Der alte Mann und der Frühling...

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Die 46.000 Einwohner_innen zählende Stadt am südlichen Ufer der Elbe, die sich so gerne wieder offiziell Hansestadt nennen würde, war am vergangenen Samstag Ausrichtungsort für die Messe »Stade Aktuell«, mit der sich Stade alljährlich versucht als innovative, weltoffene und freundliche Stadt zu präsentieren. In der Innenstadt tummelten sich tausende Besucher_innen zwischen den Ständen des Wochenmarktes und den Buden, die eigens für die Messe und den verkaufsoffenen Sonntag nach Stade gekommen waren.

In dem bunten Treiben fanden sich auch der langjährige Kader der rechtsextremistischen NPD, Adolf Dammann und vier weitere Getreue an einem NPD-Stand ein. Der regionale NPD Kreisverband versucht bereits seit Jahren immer wieder mit dem Anmelden von Ständen Aufmerksamkeit in der Bevölkerung zu erregen. Dass die Aktivist_innen der NPD dabei weitesgehend ignoriert werden, scheint das kleine Grüppchen nicht zu stören. So wurden in den Wahlkämpfen der Vorjahre bis zu sechs Stände der Rechtsextremisten in wenigen Wochen registriert.

Adolf Dammann, einer der Vertreter des radikalen Flügels innerhalb der niedersächischen NPD versuchte im letzten Jahr mit Hilfe der freien Kameradschaften den innerhalb der Szene unbeliebten Ulrich Eigenfeld als momentanen Vorsitzenden der niedersächischen NPD abzulösen und machte zuletzt im Zusammenhang mit einem rechtsextremistischen Anschlag in Sittensen auf sich aufmerksam. Als treibende Kraft hinter dem neonazistisch motiviertem Anschläg auf eine Moschee nahm die Polizei im niedersächischen Sittensen bereits einen Tag nach der Tat den 18jährigen Christian Sch. fest. Dieser war im vergangenen Landtagswahlkampf als einer der eifrigsten Wahlkampfhelfer an der Seite Adolf Dammanns aufgefallen.

Dammann, der bereits seit Jahrzehnten versucht Jugendliche an die extrem rechte Szene zu binden, macht aus seiner Auffassung, dass »das System durch die Straße abgewählt wird, nicht durch die Parlamente«, kein Hehl. Bereits 1999 zogen 30 Antifaschist_innen vor das Haus des heute 68jährigen und machten ihn mitverantwortlich für den Überfall auf eine Flüchtlingsunterkunft in Kutenholz-Aspe im Kreis Stade. Die acht Täter waren zuvor regelmäßig auf »Schulungsveranstaltungen« der Stader NPD.

Seit der letzten Kommunalwahl sitzt der langjährige NPD-Kader Adolf Dammann im Stader Kreistag und ist damit einer der 3 Abgeordneten der NPD im Landkreis Stade. Nicht nur das Auftreten Dammanns im Stader Kreistag ist in der Stadt kein unbekanntes Bild, auch die zahlreichen Stände der NPD in den letzten Jahren werden von der Stadt Stade lediglich durch ein - zum Teil - massives Polizeiaufgebot begleitet.

Am vergangenen Samstag wurden die fünf Neonazis von zwei Mannschaftswagen der Braunschweiger Bereitschaftspolizei, drei Personen des Stader Staatsschutzes, sowie von mehreren einzelnden Beamt_innen vor einigen protestierenden Antifaschist_innen geschützt.