12.07.2008 / Bonn: Neonaziaufmarsch im Stadtteil Duisdorf

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Unter dem Motto »Argumente statt Verbote -- Zensur wegrocken!« versammelten sich am Samstag ,dem 12.07.2008, rund 250 Neonazis im nordrhein-westfälischen Bonn. Zu dem Aufmarsch hatten Neonazis aus dem Spektrum des »Aktionsbüros Mittelrhein« und darin organisierter Kameradschaftsgruppen aufgerufen. Der Aufmarsch der Neonazis richtete sich nach Eigenangaben gegen Tätigkeiten der »Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien« (BPjM) mit Sitz im dortigen Stadtteil Duisdorf. Die Bundesprüfstelle hatte in der Vergangenheit mehrfach neonazistische Tonträger sowie andere Propagandamaterialien indiziert.

Als Anmelder trat Christian Malcoci aus Grevenbroich in der deutsch-niederländischen Grenzregion in Erscheinung. Gemeinsam mit dem Düsseldorfer Sven Skoda übernahm Malcoci im Verlauf der Veranstaltung die Verhandlungen mit den eingesetzten Polizeikräften. Der Großteil der angereisten Teilnehmer_innen wird dem Spektrum der »Freien Kameradschaften« aus Nordrhein-Westfalen zugerechnet. Ebenfalls vor Ort: eine rund 40 Personen umfassende Gruppe von sogenannten »Autonomen Nationalisten«, die sich an der Spitze des Aufmarsches befand.

Bereits wenige Minuten nach Beginn der Veranstaltung wurde der Aufmarsch von der Polizei gestoppt. Teilnehmer_innen hatten rassistische Parolen gerufen und die mitgeführten Transparente zur Vermummung benutzt. Nach einer kurzen Unterbrechung setzten sich die angereisten Neonazis wieder in Bewegung und erreichten gegen 15.00 Uhr ihren Kundgebungsplatz vor dem Gebäude der Bundesprüfstelle. Dort wurden über ein Lautsprecherfahrzeug Lieder der als kriminelle Vereinigung verbotenen Rechtsrockband »Landser« gespielt. Erst nach Beendigung der Kundgebung schritten Polizeikräfte ein. Wegen des Abspielen inizierter Lieder wurden insgesamt 14 Tonträger sichergestellt. Ein Teilnehmer des Aufmarsches wurde aufgrund volksverhetzender Äußerungen vorläufig festgenommen. Als Redner fungierten neben Christian Malcoci und Sven Skoda auch Claus Cremer sowie Axel Reitz. Neben den Redebeiträgen wurde auch ein Grußwort des amerikanischen Neofaschisten und Vorsitzenden der NSDAP/AO (Aufbau-Organisation) Gary Rex Lauck verlesen.

Zur Versorgung der Teilnehmer_innen hatten Neonazis um den nordrhein-westfälischen NPD Landesvorsitzenden Claus Cremer und dessen Lebensgefährtin, der Führungaktivistin der neonazistischen »Sauerländer Aktionsfront« Daniela Wegener, einen mobilen Versorgungsstand am Kundgebungsplatz postiert. Unter der Bezeichnung »Versorgungsministerium« konnten dort Getränke und Bratwürste erstanden werden. Neben neonazistischen Kameradschaftsgruppen wie die »Kameradschaft Aachener Land« oder dem »Volkssturm Rheinland« trat auch die Nachfolgeorganisation des »Braunen Kreuzesre« der- »Nationale Sanitätsdienst« in Erscheinung. Drei als »Ersthelfer« erkennbare Neonazis um Christian Hehl, einen langjährigen Funktionär des neofaschistischen Spektrums, befanden sich unter den Aufmarschsteilnehmer_innen.

Der neonazistische Aufmarsch wurde von breiten antifaschistischen Protesten begleitet. Rund 3000 Gegendemonstrant_innen versammelten sich dazu in unmittelbarer Nähre des Kundgebungsplatzes der Neonazis. Im Verlauf des Aufmarsches gelang es Gegendemonstrant_innen mehrfach an die Aufmarschroute der Neonazis zu gelangen und diesen lautstark zu stören.