24.02.2009 / Göttingen: Von »Hardcore-Monopolisten« und Musik als Markenware

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Hardcore – laute, aggressive Musik, die sich seit ihrer Entstehung in den 70er Jahren in New York immer größerer Beliebtheit erfreut. Anfangs vor allem in der links-alternativen Szene populär, fanden nach und nach auch »patriotische« und neonazistische Bands gefallen an diesem Musikstil. So ist es beileibe nichts neues, dass auch deutsche Neonazi-Musikgruppen Hardcore spielen - »NS Hardcore«, was ausgeschrieben »National-Socialist Hardcore« bedeutet.

Seit Januar 2009 ist der Schriftzug »Hardcore« jedoch nicht mehr frei verwendbar, sondern als Markenname beim »Deutschen Patent- und Markenamt« eingetragen. Das prägnante Detail daran ist, dass sich Timo Schubert die Rechte daran gesichert hat. Der Neonazi aus Göttingen hat beste Kontakte zu ehemaligen »Blood and Honour« Aktivisten wie Thorsten Heise oder Uwe Albrecht. Mit Letzterem spielt er zusammen in der Band »Violent Solution«, der Nachfolgeband von »Hasskommando«. »Wir sind alle B&H-Skins«, so die Band in einem Interview. Das internationale Neonazi-Netzwerk »Blood and Honour« wurde im September 2000 vom Bundesverfassungsgericht in der Bundesrepublik verboten.

Neonazistische Politik gehört für Timo Schubert zum Geschäft. Der Mitarbeiter eines Veranstaltungsbüros betreibt in seiner »Freizeit« einen Onlineversand, der für den modernen Neonazi alles bietet – von Rechtsrock CD's über T-Shirts und Messer bis hin zu »Abwehr Waffen« wie Teleskopschlagstöcken. Mit der Patentierung des Wortes »Hardcore« ist Schubert nun der Einzige, der Lätzchen, pelzgefütterte Mäntel, Damenkleider und Pyjamas mit diesem Schriftzug bedrucken darf. Dies sind nur wenige Beispiele aus den bei der Registrierung festgelegten Klassen, doch bei weitem nicht die einzigen Bekleidungsstücke, auf denen »Hardcore« urheberrechtlich geschützt sein wird.

Mit »Hardcore« als Musikrichtung hat Timo Schubert hingegen wenig zu tun. Weder »Violent Solution« noch seine zweite Band, »Agitator«, spielen Hardcore. Vielmehr geben sie auf Neonazi-Konzerten »Rock against Communism« (RaC) zum Besten. Bei »Agitator« zeigt sich auch Schuberts Verbundenheit zu Thorsten Heise. Dem Führungskader der »Kameradschaft Northeim« gehört das Label »WB Records«, bei dem »Agitator« zuletzt mit der schwedischen »Blood and Honour«-Band »Nothung« einen Sampler produziert hat.

Verschieden Internetportalen zu Folge hat sich unter anderem die Kampagne »Kein Bock auf Nazis« dem Thema angenommen und prüft rechtliche Schritte. Nun steht die Frage im Raum, wie Musiker, Bands und Merchandise-Vertriebe mit diesem Problem umgehen. Ob es möglich ist, sich Wörter, die keine Neuschöpfungen darstellen und Musikgenres beschreiben als Markennamen patentieren zu lassen, bleibt abzuwarten. Sollte es wirklich machbar sein stellt sich die Frage, ob sich jemand Begriffe wie »Rechtsrock«, »National-Socialist Black Metal« (NSBM) oder »NS-Hardcore« (NSHC) als Marke registrieren und somit urheberrechtlich schützen lässt.