02.05.2009 / Greve: Unterm Hakenkreuz - Neonazikonzert in Dänemark

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Laute Musik dröhnte durch die Abendstunden der dänischen Ortschaft Greve. Im inneren der Parteizentrale der neofaschistischen «DNSB«, der «Dänisch Nationalsozialistischen Bewegung« wurden zu diesem Zeitpunkt bereits Hassparolen skandiert, die Arme zum Hitlergruß erhoben. Das Szenario bildete das Rahmenprogramm zu einem Neonazikonzert am Samstag, den 02.05.2009 in der dänischen Provinz. Die beiden Neonazibands »Daneskjold« und »Divison Nordland« lieferten dazu die musikalische Begleitung. Neben Teilnehmer_innen aus Dänemark reisten auch Neonazis aus dem benachbarten Bundesrepublik Deutschland zu der einschlägigen Konzertveranstaltung unterm Hakenkreuz.

Die dänische Ortschaft Greve, nur wenige Kilometer von der dänischen Hauptstadt Kopenhagen entfernt gelegen, gilt seit Jahren als Schwerpunkt neonazistischer Aktivitäten in Dänemark. Hier befindet sich das Hauptquartier der »Dänisch Nationalsozialistischen Bewegung« (DNSB), einer neofaschistischen Splitterorganisation in dem EU-Mitgliedsland. Die Parteizentrale der DNSB bildete in der Vergangenheit dabei immer wieder den Ausgangspunkt für einschlägige Veranstaltungen. Neben Konzerten und internen Schulungsveranstaltungen gilt das Gebäude der Parteizentrale auch als vorläufige Anlaufstelle um von hier aus die Reise zu neonazistischen Demonstrationen fortzusetzen. Die »DNSB« um ihren selbsternannten Vorsitzenden Jonni Hansen besitzt dabei enge Beziehungen zum dänischen Ableger des internationalen Neonazinetzwerkes von «Blood & Honour«. Nicht zuletzt aus diesem Grund finden in der Parteizentrale regelmäßig Konzertveranstaltungen von rassistisch motivierter Musikgruppen statt. Musik gilt auch in Dänemark als bewährte »Einstiegshilfe« in die organisierte neonazistische Szene.

Das nun in Greve stattgefundene Neonazikonzert wurde zuvor über die mit Hakenkreuzen stilisierte Internetseite der »DNSB« beworben. Rassistische und menschenverachtende Ideologie wurde im Verlauf nicht nur über die Textpassagen der zwei Musikgruppen »Daneskjold« und »Divison Nordland« übermittelt. Neonazistische Propaganda wurde gleichsam über die aufgebauten Propagandastände der »DNSB« vertrieben. Wie bereits bei vorangegangenen Veranstaltungen befanden sich unter den rund 70 angereisten Teilnehmer_innen ebenfalls etliche deutschsprachige Neonazis. Neben einer Delegation aus Mecklenburg-Vorpommern sollen sich dabei auch Neonazis aus dem angrenzenden Schleswig-Holstein in der DNSB-Parteizentrale eingefunden haben. Grenzüberschreitende Kontakte zwischen dänischen und deutschen Neonazis besitzen eine lange Tradition.

Seit Jahren finden gemeinsame Veranstaltungen der Neonaziszene wie das «Deutsch Dänische Freundschaftskonzert« im Grenzgebiet der beiden Länder statt. Gegenseitige Besuche, welche auch im Zusammenhang mit Demonstrationen fortgesetzt werden. Die Dänische Landesfahne ist inzwischen nicht nur ein gewohnter Anblick und Bestandteil von politischen Aufmärschen der neonazistisch motivierten Szene in Schleswig-Holstein, auch Großveranstaltungen wie dem jährlich stattfindendem Aufmarsch in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden mit inzwischen mehreren tausend Teilnehmer_innen bilden die Bühne für die Beteiligung dänischer Neonazis. Im Gegenzug nehmen Mitglieder des zumeist parteiunabhängigen Spektrums der »Freien Nationalisten« an Aufmärschen in Dänemark teil. So auch im August 2007 als sich dänische, schwedische sowie deutsche Neonazis im dänischen Kolding versammelten um dem 1987 verstorbenen Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß zu gedenken. Im Verlauf der Demonstration griff der »DNSB-Vorsitzende« Jonni Hansen einen Polizeibeamten tätlich an. Jonni Hansen wurde daraufhin, ebenso wie weitere Führungsfunktionären des »DNSB« zu Boden gebracht und anschließend festgenommen. Wenige Minuten zuvor hatten bereits schwedische und deutsche Neonazis eine Gruppe von Gegendemonstrant_innen gewaltsam angegriffen.

Ein Vorgehen welches bei den Mitgliedern der Neonaziband »Daneskjold« auf breite Akzeptanz stößt. «Wir sind die neue SA» und kämpfen für »Rasse und Nation« heißt es in ihren Liedtexten. Zu Feindbildern werden Antifaschist_innen, Demokraten und Menschen mit jüdischer Religion erklärt. Für die Mitglieder der 2004 gegründeten Band ist es laut Eigendarstellung auf ihrer Internetseite mit »rassebewussten, antidemokratischen Botschaften« eine »Pflicht die Botschaft des Nationalsozialismus zu verbreiten«. Die ideologische Weltanschauung gehört dabei zum offen zur Schau getragenen Image und Fetisch der Musikgruppe. Nicht nur die Plattencover ihrer Veröffentlichungen, wie dem 2006 erschienen Debütalbum »Die dänische Legion« oder dem Nachfolgewerk »Zum Kampf für Dänemark« werden von Hakenkreuzsymbolik bestimmt. Auch im Logo der »DNSB-Band« befindet sich ein weißes Hakenkreuz auf rotem Grund. Die neonazistische »Dänisch Nationalsozialistische Bewegung« (DNSB) verwendet ein identisches Wappen.

Neben den Mitgliedern von »Daneskjold« gehörte am 02. Mai 2009 auch der Auftritt der schwedischen Neonazirockband »Divison Nordland« zum Programm der Konzertveranstaltung. Der Name der Musikgruppe leitet sich dabei vom der »SS-Division Nordland« ab. Dieser gleichnamige SS-Verband rekrutierten sich aus schwedischen und dänischen Freiwilligen. Im Herbst 1943 wurde die »SS-Division Nordland« bei der «Partisanenbekämpfung» in Kroatien eingesetzt. Die Mitglieder beteiligten sich an Erschießungskommandos und dem Niederbrennen von Siedlungen und Dörfern. Für die Mitglieder der schwedischen Musikgruppe »Division Nordland« scheinbar Taten mit Vorbildcharakter. Der Name ihres im Jahre 2008 in der Bundesrepublik Deutschland indizierten Tonträgers trägt den unmissverständlichen Namen »Race War«, zu deutsch Rassenkrieg«.

Trotz der rassistischen Ausrichtung der Konzertveranstaltung in Greve konnte die Zusammenkunft nahe der dänischen Landeshauptstadt ohne nennenswerte Zwischenfälle stattfinden. Herbeigezogene Einsatzkräfte der dänischen Polizei bezogen zwar unweit der DNSB-Parteizentrale Stellung, schritten allerdings letztendlich nicht ein. Die Veranstalter_innen der »DNSB« kündigten inzwischen an, das mit Hakenkreuzen ausstaffierte »DNSB-Hauptquartier« auch weiterhin für Konzertveranstaltungen zur freien Verfügung zu stellen. Das »DNSB-Hauptquartier« konnte sich gerade durch solche Veranstaltungen zu einem festen Anlaufpunkt der dänischen Neonaziszene entwickeln. Nicht zuletzt auch für Neonazis aus der angrenzenden Bundesrepublik.