09.05.2009 / Weeze: »Das kämpfende Aufgebot des Deutsche-Stimme-Verlages«

recherche-nord

Schwitzende Körper, Militärangehörige, Schlamm und Dreck. Diese verheißungsvolle Aussicht veranlasste nun auch drei Mitglieder der neonazistischen NPD und des »Deutsche Stimme Verlages» am jährliche stattfindenden «Strongmanrun», einer Marathonveranstaltung im nordrhein-westfälischen Weeze teilzunehmen. Das es den beteiligten NPD Mitgliedern weniger um sportliche Leistungen sondern vielmehr um das abstrakte Erleben von »Kampf und Soldatentum« ging, zeigt auch ein Blick auf einen diesbezüglichen Artikel der NPD Postille »Deutsche Stimme« nach dessen Lektüre man sich unfreiwillig an eine offene Feldschlacht anstatt an eine Laufveranstaltung erinnert fühlt.

»Eisern wurde der Kurs gehalten«. Sämtliche Hindernisse und «Schikanen» wurden durch das »bravourös kämpfende Aufgebot« des «Deutsche-Stimme-Verlages» bezwungen. Das frenetische Urteil der NPD Parteizeitung »Deutschen Stimme« über die Teilnahme von drei NPD Mitgliedern an der internationalen Laufveranstaltung »Strongmansrun« spart nicht an militärischen Versatzstücken. Unter dem Mannschaftsnamen »Sport Frei!« kam man »unbeschadet ins Ziel«, während etliche der angetretenen Teilnehmer eine medizinische Versorgung »bitter nötig« hatten, so die sich überschlagenden Ausführungen des Artikels. Die militärisch-kämpferische Bewertung der Veranstaltung durch die »Deutsche Stimme« wirkt irritierend doch zeigt unmissverständlich auf, dass es den beteiligten NPD Aktivisten nur wenig um einen sportlichen Wettkampf ging. Getreu dem Motto »Hart wie Kruppstahl und flink wie Windhunde« hätten sich die drei NPD Aktivisten zweifellos auch zu einer Wehrsportübung einschreiben können, der Sinn ihrer Teilnahme wäre, dem Artikel folgend, der gleiche geblieben.

Das NPD-Parteiorgan wird dann auch nicht müde zu betonen das der am Marathon in Weeze teilnehmende NPD-Aktivist Ralph Tegethoff der treuen Leserschaft bereits hinlänglich »durch seine militärgeschichtlichen Abhandlungen bekannt« sei. Bekannt geworden ist besagter Ralph Tegethoff ebenfalls für seine Ausführungen während einer Veranstaltung der neonazistischen Vereinsorganisation »Heimattreuen Deutschen Jugend e.V.«. In seinem, vom stürmischen Applaus abgelösten Redebeitrag forderte das NPD Mitglied die Abschaffung der demokratischen Ordnung. »Den dieses System hat keine Fehler, sondern ist der Fehler und wir sind angetreten dieses System zu beseitigen«, so Tegethoff's Schlussfolgerungen. Stellungnahmen wie diese, welche der Artikel in der »Deutsche Stimme« hingegen verschweigt, bescherten der »Heimattreue Deutsche Jugend» (HDJ) am 31.03.2009 schlussendlich ein Verbotsverfahren durch das Bundesinnenministerium.

Auch die beiden weiteren NPD-Mitglieder, Daniel Fürstenberg sowie Henrik Ostendorf welche ebenfalls in Weetze an den Start gingen, verfügen über einschlägige Qualifikationen. Fürstenberg, seines Zeichens NPD Gemeinderatsmitglied im niedersächsischen Dörverden konnte sich im Verlauf seiner politischen Karriere ein beträchtliches Vorstrafenregister erarbeiten. Für Negativschlagzeilen sorgte der NPD Aktivist nicht zuletzt durch eine Verurteilung vor dem Amtsgericht Verden. Fürstenberg hatte zuvor drei Mitglieder des »Verdener Bündnis gegen Rechtsextremismus« mit den Worten »Ich lösch euch mit Benzin« bedroht. Wohnhaft war Fürstenberg, zu diesem Zeitpunkt auf dem Anwesen des Heisenhofes, einer ehemaligen Liegenschaft der Bundeswehr im nahegelegenen Dörverden, auf welcher der Hamburger Rechtsanwalt Jürgen Rieger, neben einer Forschungseinrichtung für künstliche Befruchtung ein neonazistisches Schulungszentrum errichten wollte.

Die NPD Aktivisten starteten unter der Mannschaftsbezeichnung »Sport Frei!«. Ein Name der wohl auf den Mitarbeiter des »Deutsche-Stimme-Verlages« Henrik Ostendorf aus dem beschaulichen Bundesland Bremen zurückzuführen ist. Schließlich sicherte sich der geschäftstüchtige Ostendorf vor einigen Jahren, die Rechte auf die in Hooligankreisen durchaus beliebte Markenbezeichnung »Sport Frei«. Dabei erscheint es vorteilhaft das Ostendorf neben seiner Tätigkeit als Mitarbeiter des »DS-Verlages« auch als Führungsperson der Hooligangruppe «Standarte Bremen» gilt. Deren Mitglieder gelten nicht nur als extrem gewaltbereit sondern sind auch zum Teil fester Bestandteil der norddeutschen Neonaziszene. Ähnlich wie seine »Teamkameraden« von »Sport Frei!« sorgte auch Ostendorf bereits für überregionale Negativ-Schlagzeilen. Im August 2007 stoppten Polizeibeamte einen LKW nahe Bad Hersfeld. Auf dem LKW prangte ein überdimensionales Konterfei des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß. Als Fahrer trat neben Nils Larisch, Mitarbeiter der sächsischen NPD Landtagsfraktion auch Henrik Ostendorf in Erscheinung.

Der Auftritt der NPD-Aktivisten beim »Strongmensrun« dürfte nicht der letzte gewesen sein. Neben der zu erwartenden »körperlicher Ertüchtigung« dient die Teilnahme an solchen Veranstaltungen einer beliebter werdenden Akzeptanzpolitik der deutschsprachigen Neonaziszene. Hier kann man sich präsentieren und mögliche Erfolge, auch wenn solche in diesem Jahr eher ins Reich der Fabeln anzusiedeln wären, propagandistisch ausschlachten. Der Artikel der »Deutschen Stimme» schloss dann auch mit der Aufforderung sich rechtzeitig für eine Teilnahme im nächsten Jahr anzumelden. Zu den diesjährigen Teilnehmer_innen aus über 40 Ländern gehörten nach Auskunft der NPD-Publikation »doch auch zahlreiche Militärangehörige. Das sollte vielen Kameraden die letzte Scheu nehmen «. Ob sich darunter auch Angehörige von Alliierten Streitkräften befanden verschweigt die »Deutsche Stimme« allerdings geflissentlich.