Nationaler Kongress der »Renouveau Francais« in Frankreich

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Die neonazistische »Renouveau Francais«, (Erneuerung Frankreichs) veranstaltete am vergangenen 24. Mai. 2009 ihren »2. Nationalen Kongress« in der französischen Ortschaft Villepreux. Nach Eigenangaben sollen der Zusammenkunft bis zu 800 Sympathisant_innen beigewohnt haben. Die öffentlich beworbene Veranstaltung diente vor allem der Kontaktpflege rechtsradikaler und neonazistischer Gruppierungen in Frankreich. Zu der Veranstaltung erschienen ebenfalls Delegierte der »European National Front«, darunter auch ein Vertreter der NPD.

Wenige Kilometer von Versailles entfernt erhebt sich Villepreux, ein beschauliches Städtchen im Herzen Frankreichs. In den letzten Maitagen, bot die Stadt nun die Kulisse für den »2eme Congrès Nationaliste«, einer Kongressveranstaltung der französischen Neonaziszene. Ähnlich wie im vorangegangenen Jahr diente das Treffen Vernetzungsbestrebungen rechtsradikaler und offen neonazistischer Gruppierungen in Frankreich und sollte der zunehmenden Erosion der radikalen Rechten in Frankreich entgegenwirken. Ausgerichtet wurde der Kongress durch radikal-nationalistische »Renouveau Francais« (RF), einer im Jahr 2005 von Dissidenten gegründeten Abspaltung der »Front National«. Ein strategischer Schwerpunkt der Gruppierung liegt dabei in der Ausbildung von politischen »Führungskräften« der radikalen Rechten in Frankreich. Neben Nationalchauvinismus bezieht sich die »Renouveau Francais« vor allem auf eine fundamentalistische Auslegung christlich-katholischer Wertvorstellungen.

Während der Kongress des Vorjahres maßgeblich durch die Themen Globalisierung und Nationalismus bestimmt wurde stand die diesjährige Veranstaltung im Zeichen der anstehenden Europawahl. Nach der feierlichen Eröffnungszeremonie, einer mit »nationalistisch-patriotischer« Rhetorik durchzogenen christlich-katholischer Messe begann die Veranstaltung mit dem thematischen Vortrag »Nation und Europa«. Der Vortrag des RF-Vorstandmitgliedes Andreas Maubraches offenbarte dann umgehend die Bewertung Europas durch die »Renouveau Francais«. Die Europäische Union sei als vorläufiges Etappenziel von Regierungen geschaffen worden. Das eigentliche Ziel sei die Schaffung einer »Neuen Weltordnung« welche die nationale Identität auflösen und einer »Perversion der Sitten« hervorrufen würde. Hinter dieser »New World Order« stünde nach Auffassung der »Renouveau Francais« die Herrschaft der internationalen Finanzwelt.

Der besondere Charakter der Veranstaltung erwuchs aus der Anwesenheit von Vertreter_innen aus nahezu allen radikal-nationalistischen Gruppierungen Frankreichs. So waren mit Thomas Joly und Carl Lang auch zwei Vertreter der »Parti de la France« (»Die Partei Frankreichs«) in Villepreux vertreten. Bei der »Parti de la France« handelt es sich ebenso wie bei der »Renouveau Francais« um eine vormalige Abspaltung der »Front National« (FN) welche, nach Zerwürfnissen mit den FN-Parteivorsitzenden Jean-Marie Le Pen, am 23. Februar 2009 in Paris gegründet wurde. Die FN-Dissidenten der »Parti de la France« bewerteten die gegenwärtige Ausrichtung der »Front National« im Vorfeld der Europawahl als liberal durchsetzt und gründeten daraufhin ein eigenes Wahlbündnis. Mit Carl Lang konnte auf dem »2. Nationalen Kongress« der derzeitige Parteivorsitzende und Spitzenkandidat der »Parti de la France« für die anstehenden Europawahlen am 7. Juni 2009 begrüßt werden. In seinem Redebeitrag beschwor der Parteivorsitzende und Europaabgeordnete »die Notwendigkeit einer einheitlichen Handlungsweise gegenüber den Feinden der Völker und Nationen«. Zuletzt sorgte Carl Lang auch in der benachbarten Bundesrepublik für Erwähnung. Während des sogenannten »Anti-Islam Kongresses« der rechtspopulistischen Wählervereinigung »Pro Köln« am 9. Mai 2009 war der FN-Dissident Carl Lang Bestandteil der internationalen Rednerliste.

Als weitere Redner während des »2. Nationalen Kongresses« traten unter anderem Louis Lefranc, Vorstandsmitglied der »Renouveau Francais«, André Gandillon, Redakteur der Publikation »Militant«, sowie Pierre Sidos mit Redebeiträgen in Erscheinung. Der 1927 geborene Pierre Sidos gilt dabei als radikaler Vertreter des ultra-nationalistischen Flügels französischer Rechtsradikaler. Sidos gehörte zu den Mitbegründern der »Jeune Nation« (JN) die im Jahr 1958 nach einem Bombenanschlag auf die französische Nationalversammlung verboten wurde. Im Jahr 1968 gründe Sidos dann das rechtsradikale »Oeuvre française« (»Französische Werk«). Die Gruppierung sorgte über die Grenzen Frankreichs hinaus für Aufsehen als vier Mitglieder der Organisation am 1. Mai 1995 den Marokkaner Brahim Bouarram ermordeten. Die Angreifer waren zuvor mit einem von der »Front National« angemieteten Reisebus nach Paris gereist. Ein Jahr später entschloss sich die Organisationsführung um Pierre Sidos das sich die Mitglieder der »Oeuvre française« verstärkt in die Strukturen der »Front National« einbinden sollten um politische Forderungen erfolgreicher vorantreiben zu können.

Zum Programm der Veranstaltung gehörte auch eine Podiumsdiskussion der »European National Front« (ENF). Die ENF ist ein organisatorischer und grenzübergreifender Zusammenschluss von neonazistischer Parteien in Europa. Vertreter der spanischen »La Falange«, der griechischen »Chrysi Avyi« (Goldene Morgendämmerung), sowie der »Renouveau Francais« und der NPD. Für die »Nationaldemokratische Partei Deutschland« (NPD) reiste das Bundesvorstandsmitglied Jens Pühse in das französische Villepreux und beteiligte sich an der Diskussion. Als neues Mitglied auf dem Podium der »European National Front« konnte die russische »Bewegung gegen illegale Immigration« (DPNI) in Frankreich begrüßt werden. Die DPNI gilt als eine der wichtigsten neonazistischen Sammelbecken und Organisationen in Russland. Die rassistisch motivierte DPNI übernimmt eine federführende Rolle bei dem jährlich in Moskau stattfindenden »Marsch für Russland«, ihre Mitglieder gelten als extrem Gewaltbereit.

Die »Renouveau Francais« (RF) werte die nun durchgeführten Kongressveranstaltung in einer abschließenden Erklärung als »herrlichen Erfolg«. Der »Geist der Hoffnung und des Kampfes« bestimmt nach Auffassung der Veranstalter_innen demnach den Ablauf des Treffens. Neben den einzelnen Diskussionsveranstaltungen und Redebeiträgen wurde besonders das Rahmenprogramm der Veranstaltung hervorgehoben. Zahlreiche »politische Organisationen, Vereine und Geschäfte« hätten mit ihren bereitgestellten Informations- und Verkaufsständen den Kongress bereichert. Derweil wurdebereits eine Neuauflage des »100 % nationalistischen« Kongresses für das kommende Jahr angekündigt. Bis dahin wolle man fortfahren im Kampf gegen die »Neue Weltordnung«. Der nächste »Kampftermin« nährt sich indes beständig: Bei der Europawahl werden den rechtsradikalen Parteien in Frankreich gute Chancen eingeräumt.