05.08.2009 / Bad Nenndorf: Mission accomplished: Bad Nenndorf das norddeutsche Halbe

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Am vergangenen Samstag, dem 01.08.2009 marschierten rund 750 Neonazis durch das niedersächsische Bad Nenndorf. Hier, in dem beschaulichen Kurort arbeitet die Neonaziszene bereits seit Jahren an der Etablierung eines Wallfahrtortes. Geschichtsklitterung und die Instrumentalisierung der Vergangenheit steht hier auf dem Programm. Mit Hilfe von »Trauermärschen« und »Gedenkdemonstrationen« versuchen deren Organisationsstrukturen an Soldatentum und das das »Dritte Reich« anzuknüpfen.

Das martialische Spektakel lockte auch in diesem Jahr mehrere hundert Teilnehmer_innen ins niedersächsische Bad Nenndorf. Damit konnte sich in dem Kurort die bisherige Entwicklung der Vorjahre abermals ungebrochen fortsetzen. Das Ziel, eine jährlich stattfindende Großdemonstration in Norddeutschland zu etablieren, scheint den dort involvierten Strukturen organisierter Neonazis erfolgreich geglückt zu sein. Zumindest bei ehrlicher Betrachtung der bisherigen Bilanz, Denn bereits seit August 2006 mobilisieren deren Führungsfunktionäre nun in die wenige Kilometer von Hannover entfernt gelegenen Ortschaft und arbeiten an der Errichtung eines neonazistischen Wallfahrtsortes nach dem Vorbild der brandenburgischen Stadt Halbe – mit erheblichen Wachstumsraten im Bezug auf die Anzahl der Teilnehmer_innen wie auch auf die Außenwirkung.

Der Vergleich mit der Ortschaft Halbe drängt sich dabei förmlich auf. Hier fanden bereits seit Anfang der 90er Jahre entsprechende Demonstrationen von Neonazis anlässlich eines sogenannten »Heldengedenkens« statt, welche in Halbe ebenso die Soldaten der Wehrmacht, wie auch der »Waffen-SS« verherrlichten. Der Ort wurde nicht zufällig gewählt. Auf dem Waldfriedhof der Gemeinde Halbe befindet sich einer der größten Kriegsgräberstätten der Bundesrepublik, mit weit über 20.000 begrabenen Opfern des zweiten Weltkrieges. In den Wäldern um Halbe fand eine der letzten großen Kesselschlachten des zweiten Weltkrieges statt. Drei Tage tobte das große Schlachten zwischen der Roten Armee und Wehrmacht. Am Ende verloren nach bisherigen Schätzungen über 60.000 Menschen ihr Leben. Aber auch zahlreiche ermordete Deserteure der Wehrmacht und Zwangsarbeiter liegen hier begraben.

In den Jahren 1990 bis 1992 wurde diese vorangegangenen Demonstrationen unter anderem vom der bis heute aktiven »Deutschen Kulturgemeinschaft« (DKG) organisiert, welche später in »Berliner Kulturgemeinschaft« (BKG) umbenannt wurde. Geprägt wurden diese Veranstaltungen vor allem durch die Anwesenheit fackeltragender Mitglieder, der im November 1994 verbotenen »Wiking Jugend (WJ), der wenige Monate später, im Februar 1995, ebenfalls verbotenen »Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei« (FAP) sowie der bereits im Jahr 1992 verbotenen »Nationalistischen Front« (NF). Im Jahr 1993 verboten die zuständigen Behörden dann eine erneute Fortführung der »Gedenkdemonstrationen«. Erst ein Jahrzehnt später, im Jahr 2002 organisierten Neonazis um den Neonazifunktionär Christian Worch wieder zu einen erneuten Aufmarsch in Halbe. Unter maßgeblicher Beteiligung des sogenannten »Freundeskreises Halbe« entstand in der Folgezeit dann ein jährliches »Großevent« der Neonaziszene mit bis zu 1600 Teilnehmer_innen.

Lange bevor sich einige Jahre später in der sächsische Landeshauptstadt Dresden, der mit Abstand größte »Trauermarsch« der deutschsprachigen und europäischen Neonaziszene etablieren sollte, bot der Waldfriedhof in Halbe somit die propagandistische Plattform für Geschichtsklitterung und öffentlichkeitswirksame Aktivitäten von Neonazis. Das dahinter liegende Konzept ist klar umrissen: Der Bezug zu Wehrmachtssoldaten, dem zweiten Weltkrieg und dem NS-Regime dient vor allem der politischen Indoktrination der eigenen Szene - Soldatentum und militärischer Kampf als positiv aufgeladene Projektionsfläche. »Frontsoldaten« der Wehrmacht und der »Waffen-SS« werden hier als Leitbild des eigenen, heutigen Handelns beschworen. Gleichzeitig erlaubt dieser einseitige Bezug zu jenem dunklen Kapitel der Vergangenheit eine Geschichtsklitterung ungeheuren Ausmaßes.

Bei neonazistischen »Heldengedenken« herrscht das Prinzip von schwarz und weiß, Gut und Böse. Den alliierter Truppen und dem innerdeutsche Widerstand gegen die nationalsozialistische Politik, welche als verbrecherisch stigmatisiert werden, stellt die Neonaziszene ein »goldenes Zeitalter« des NS-Regimes entgegen. Für Grauzonen und begangene Verbrechen der nationalsozialistischen Diktatur ist hier kein Platz. Dies unterstützt und erleichtert wiederum die Identifikation mit der nationalsozialistischen Ideologie. Ebenso wie das Konzept ist auch das Ziel klar umrissen: Aus anfänglich Interessierten sollen politische Überzeugungstäter_innen werden. »Und der Bub träumt von Recht und Ordnung, und einem gesunden graden Tritt. Und im Geist hört er es marschieren und im Geist marschiert er schon mit.« wie es Konstantin Wecker in seinem Lied »Vaterland« ausdrückte.

Das neonazistische Treiben in Halbe endete vorerst im März 2007. Unter dem Motto: »Ruhm und Ehre den deutschen Frontsoldaten« versammelten sich damals lediglich 264 Anhänger_innen in der brandenburgischen Provinz. Behördliche Auflagen sowie der gewachsene Protest und Widerstand der lokalen Bevölkerung erschwerten den beteiligten Organisator_innen des »Neonazievents« eine reibungslose Durchführung ihrer Veranstaltung. Um Kampfansagen war man dennoch nicht verlegen: »Lasst und diese ganze verfaulte Republik unterwühlen«, verkündete beispielsweise Udo Pastörs, seines Zeichens Fraktionsvorsitzender der NPD Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, während seines dort gehaltenen Redebeitrages. Die Kampfparolen halfen nichts. Ein in Halbe »traditioneller« Neonaziaufmarsch im November des gleichen Jahres fand nicht mehr statt. Erst im Juni 2009 wurde bekannt, das der mecklenburgische Neonaziaktivist Lars Jacobs für den kommenden November einen erneuten Aufmarsch in Halbe angemeldet hat. Jacobs erlernte sein politischen Handwerk unter anderem in der neonazistischen Vereinsorganisation »Wiking Jugend e.V.«, welche aufgrund ihrer »Wesensverwandschaft zum Nationalsozialismus« verboten wurde. Aus seiner Gesinnung macht der langjährige Neonazi, kein Geheimnis. Im August 2007 posierte Jacobs während eines Demonstration im dänischen Kolding vor Hakenkreuzfahnen.


Bad Nenndorf als neonazistischer Wallfahrtsort


Ebenso wie im brandenburgischen Halbe dient auch eine, seit August 2006 stattfindende Neonazidemonstration im niedersächsischen Bad Nenndorf, dem positiv aufgeladenem Rückgriff auf Nationalsozialismus und Soldatentum sowie der propagierten Schwarz-Weiß Schablone von Neonazis. Nachdem der britische »Guardian« im Dezember 2005 einen Artikel über einen ehemaligen, unter britischer Verwaltung stehenden Gefängniskomplex in Bad Nenndorf veröffentlichte, rückte der Kurort auch in den Fokus organisierter Neonazis. Die britische Tageszeitung berichtete über Folterungen die in dem zum Gefängnis umfunktionierten »Wincklerbad« welche nach Kriegsende und im Zeitraum von 1945 bis 1947 stattgefunden haben. Die Zeitung bezeichnete Bad Nenndorf in ihrem Artikel als »a forbidden village where Gestapo-like techniques were used«. Bis zur Schließung des als »Integrationslager« bezeichneten Gefängniskomplexes starben drei Menschen an den Folgen von Folter und Misshandlungen. Insgesamt wurden mehrere hundert Personen durch die britische Armee in Bad Nenndorf interniert, unter ihnen der später hingerichtete SS-General Oswald Pohl.

Die Berichterstattung über die Geschehnisse im »Wincklerbad« wurden von Seiten der niedersächsischen Neonaziszene sodann propagandistisch aufgegriffen. Mitglieder der »Nationalen Offensive Schaumburg« (NOS) organisierten im folgenden Jahr einen ersten Aufmarsch in der beschaulichen Gemeinde. Tatkräftig unterstützt wurden sie dabei durch die Organisationsplattform des »Ehrenkommitee 8.Mai« um den langjährigen Neonazifunktionär Thomas Wulff. Der im mecklenburgischen Amholz wohnhafte Wulff versuchte sich in der Vergangenheit bereits in die Spitze der Organisationsstrukturen der jährlich stattfindenen Aufmärsche im brandenburgischen Halbe zu integrieren – mit mäßigem Erfolg. In Bad Nenndorf gehörte Wulff hingegen zu den treibenden Kräften. Dem »Widerstand Nord«, einem Vernetzungstreffen norddeutschen Neonazis, zu deren Führungsmitgliedern auch Thomas Wulff gezählt werden darf, gelang es die Demonstration in Bad Nenndorf zu einer jährlichen Zusammenkunft mit bundesweiter Bedeutung aufzubauen.

Ähnlich wie in Halbe verfolgt die involvierte Neonaziszene klar definierte Interessen mit dem inzwischen regelmäßig durchgeführten »Trauermarsch«. Den Verbrechen und Folterungen der Allierten Truppen werden die »deutschen Opfer« entgegengestellt. In dieser Schablone wird das NS-Regime als Opfer »ausländischer Meuchelmörder« verklärt. Der Nationalsozialismus deutscher Prägung soll durch diese Sichtweise seines negativen Inhaltes entleert und im Gegenzug positiv aufgeladen werden. Die dadurch entstehenden Anknüpfugspunkte sorgen dafür, dass sich Aktivist_innen der heutigen Neonaziszene durchaus kritiklos in den politisch-ideologischen Traditionslinine des NS-Regimes wiederfinden können. Nationalsozialismus manifestiert sich hier als revolutionäre Ideologie der Vergangenheit. Dem Gegenüber stellen die Neonazifunktionäre das Feindbild der Allierten und des damit von Neonazis verknüpften »US-Kapitalismus«.


Weißer statt schwarzer Block


Bevor sich der diesjährige Demonstrationszug allerdings in Bewegung setzen konnte wurden von der zuständigen Polizeibehörde unerwartete Maßnahmen getroffen. So untersagte die Polizei das Tragen schwarzer Kleidung im Zusammenhang mit der als »Trauermarsch« deklarierten Veranstaltung. Anreisende Teilnehmer_innen, welche gegen diesbezügliche Anordnung der Polizei verstießen, mussten sich bereits während der Anreise ihrer schwarzen Kleidung entledigen. Die Polizei händigte der anreisenden Neonazis daraufhin weiße Hemden aus. Mit diesen Maßnahmen sollte ein schwarzer Block während der Demonstration verhindert werden, so die Polizei in einer Pressemitteilung. Der neonazistische Aufzug begann schließlich mit knapp dreistündiger Verspätung. Nachdem der »verkehrstechnische« Zustand eines vorgesehenen Lautsprecherwagens von der Polizei während der Anreise beanstandet wurde, musste sogar kurzfristig ein Ersatzfahrzeug gestellt werden. Zur zeitlichen Verzögerung trugen ebenfalls die bereits erwähnten Auflagenbescheide der Polizei bei. Etwa 130 Neonazis boykottierten schließlich deren Anweisung auf schwarze Kleidung zu verzichten und verweigerten sich einer Durchsuchung durch die Polizei. Ihnen wurde in der Folge eine Teilnahme an der Veranstaltung untersagt. Darunter waren Mitglieder des »Frontbann 24« aus Berlin. Sie blieben letztlich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes zurück, um dort »für die Sicherheit« der sichergestellten Kleidungsstücke zu sorgen.

Dem Aufruf der Demonstration beizuwohnen folgten insgesamt rund 750 Neonazis. Diese stammten zum größten Teil aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen, Mecklenburg - Vorpommern, Hamburg und Bremen sowie Sachsen-Anhalt, Thüringen, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Doch auch aus den angrenzenden Niederlanden reisten Neonazis nach Bad Nenndorf. Unter ihnen auch führende Mitglieder der »Nederland Volks Unie« (NVU) wie Christian Malcoci, der eine Grußbotschaft des NVU-Vorsitzenden Constant Kusters überbrachte. Kusters selbst konnte an der Veranstaltung nicht teilnehmen. Nach dem Aufmarsch des Vorjahres erhielt Kusters aufgrund eines Redebeitrages einen Strafbefehl von rund 2000,- Euro, der bislang auf seine Vollstreckung wartet. Nicht zuletzt aus diesem Grund zog es Kusters vor der Veranstaltung fernzubleiben.

Als Versammlungsleiter trat das ehemalige Mitglied der »Nationalen Offensive Schaumburg« (NOS) Christian Müller in Erscheinung. Ihm zur Seite stand Christoph Huxhold aus dem niedersächsischen Obernkirchen. Der als gewaltbereit geltende Huxhold avancierte nach dem Haftantritt mehrerer Führungsaktivisten der »NOS«, zu einer Schlüsselfigur in der Region und übernahm in Bad Nenndorf unter anderem die Einweisung der Ordnerkräfte. Aus Niedersachsen erschienen in Bad Nenndorf unter anderem Mitglieder der parteiunabhängigen »Kameradschaft Celle 73«, der »Kameradschaft Lüneburg/Ueelzen - Sturm 16«, »Snevern Jungs« (SJ), »Nationale Kräfte Barsinghausen« (NKB), der »Kameradschaft Northeim«, der überregionalen Frauenorganisation »Düütsche Deerns«, »Nationaler Widerstand Tostedt« um ihren Führungsaktivisten Stefan Silar, »Freie Nationalisten Hannover«, der »Aktionsgruppe Delmenhorst«, »Bürgerinitiative für Zivilcourage Wolfsburg« und Mitglieder der »Kameradschaft Hildesheim«.

Aus anderen Bundesländern fanden u.a. Mitglieder der »Freien Nationalisten Bremen«, »Aktionsbüro Hamburg«, »Aktionsgruppe Kiel«, »Aktionsgruppe Neumünster«, den »Freien Kräfte Höxter«, »Freie Nationalisten Dessau«, »Aktionsgruppe Halle – Saalekreis« sowie der »Aktionsgruppe Windeck« den Weg nach Bad Nenndorf. Neben Mitgliedern der parteiunabhängigen Neonaziszene sorgten vor allem ehemalige Aktivist_innen der im März 2009 verbotenen »Heimattreuen Deutschen Jugend« (HDJ) und der niedersächsischen »Jungen Nationaldemokraten« (JN) für Aufsehen. Diese formierten sich hinter einem Transparent mit der Aufschrift »Die Deutsche Jugend«. Auch der ehemalige HDJ-Aktivist und Leiter des NPD-Bundesordnerdienstes, Manfred Börm aus dem niedersächsischen Handorf marschierte gemeinsam mit seiner Tochter, einer weiteren HDJ-Aktivistin, hinter dem schwarzen Spruchband der »Deutschen Jugend«.

Im Gegensatz zu den Vorjahren wurde die diesjährige Neonazidemonstration von vielfältigen Gegenaktionen begleitet. So demonstrierten im Verlauf des Tages etwa 1000 Menschen gegen den Aufzug der Neonazis in Bad Nenndorf. Bereits in den Morgenstunden besetzten Gegendemonstrant_innen einen Kundgebungsplatz der geplanten Neonaziroute. Mit Hilfe einer eigens herbeigeschafften Betonpyramide, sollte der Neonaziaufmarsch blockiert werden. Einsatzkräfte der Polizei räumten schließlich die Sitzblockade und nahmen die Demonstrant_innen, von denen einige verletzt wurden, in Gewahrsam. Als wenige Stunden später, die angereisten Neonazis das Wincklerbad erreichten, wurden diese unter anderem von Gegner_innen empfangen, welche sich auf dem Dach des Wincklerbades befanden und Konfetti auf die Neonazis rieseln ließen. Trotz der Gegenproteste konnte die Neonazidemonstration ohne nennenswerte Zwischenfälle durchgeführt werden.


»Ich hasse die Demokratie wie die Pest«


Ähnlich wie in den Vorjahren gaben die im Verlauf des Aufmarsches gehaltenen Redebeiträge einen Einblick in die Geisteshaltung der Organisator_innen und deren Zielsetzung im Zusammenhang mit der Demonstration. Patrick Fischer als Vertreter des »Freien Netz Leipzig« drückte es in seinem Redebeitrag folgendermaßen aus: »Revolution beginnt in den Köpfen und endet auf den Barrikaden. Ich will mit diesem Staat nichts zu schaffen haben, ich hasse die Demokratie wie die Pest, wir müssen schädigen und stören wo wir können,« so Fischer weiter. Das es den Versammelten Neonazis weniger um eine Thematisierung von »Folter und Mord« ging, zeigt auch der Kommentar des Düsseldorfer Neonazis Sven Skoda, welcher ebenfalls einen Redebeitrag hielt. »Wir haben uns hier versammelt um erneut zu bekräftigen, dass wir keinen Tag ruhen werden wo wir diesem System nicht gegeben haben was es verdient.« Die Vorgänge im »forbidden village« Bad Nenndorf in den Jahren 1945-1947 fanden in den Redebeiträgen hingegen nur marginale Erwähnung und reduzierten sich auf Überleitungen. Im Bezug auf das Ende des zweiten Weltkrieges gab Skoda zu verstehen: »Diese Republik ist nicht mit der Wahrheit in Verbindung zu bringen, sie baut auf einer Lüge auf und dort wo wir die Lüge aufdecken können, schlagen wir den ersten Sargnagel in den Sarg der gezimmert worden ist für diese Republik.«

Den Anhänger_innen der Neonaziszene gab Skoda zu verstehen, das man »Teil der Lösung« sei, welche dafür sorgen werden, das diese Republik auch auf dem "Abfallhaufen der Geschichte" wiedergefunden wird«. Weitere Redner in Bad Nenndorf waren Dennis Giemsch aus Dortmund, der als wichtiger Führungsaktivist der »Autonomen Nationalisten« in Nordrhein-Westfalen gilt; Andreas Biere aus Magdeburg und wie bereits in den letzten Jahren der ehemalige Aktivist der »Wiking-Jugend« Ralph Tegethoff aus Bad Honeff. Während einer zweiten Zwischenkundgebung wurde, neben dem Redebeitrag von Andreas Biere, auch durch den aus dem thüringischen Jena stammende Andreas Ernst Weißgerber ein Vortrag gehalten. Der ursprünglich aus Eisenach stammende Weißgerber gehört zum Umfeld des neonazistischen Medienprojekts »Media pro Patria«, trat aber auch als Liedermacher und seit dem Jahr 2009 als Mitglied der Rechtsrockband »Norvus ordo mundi« (Neue Weltordnung) in Erscheinung.

Die hohe Anzahl der Teilnehmer_innen zeigt, dass die Etablierung eines neonazistischen Wallfahrtortes im Herzen Niedersachsens abgeschlossen scheint. Während in den Jahren 2006 lediglich 103 und im darauffolgenden Jahr 186 Neonazis in Bad Nenndorf zusammenkammen, waren es im Jahr 2008 bereits 409 Teilnehmer_innen. Mit rund 750 Neonazis während des diesjährigen Aufzuges fand am vergangenen Wochenende nun eine der größten Neonazidemonstrationen der letzten Jahre in Niedersachsen statt. Die Bedeutung des »Events« und dessen politische Aussenwirkung ist dabei nicht zu unterschätzen. Ähnlich wie im brandenburgischen Halbe dürfte die Region noch Jahre mit Neonazis zu kämpfen haben. Entsprechende Aufmärsche sind bis ins Jahr 2030 angemeldet.