13.08.2009 / Berlin: Hausdurchsuchungen beim „Frontbann 24“

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Einsatzkräfte der Berliner Polizei durchsuchten am heutigen Donnerstag, den 13. August 2009 die Wohnräume von mutmaßlichen Mitgliedern des sogenannten „Frontbann 24“. Die Neonazigruppierung sorgte in der Vergangenheit vor allem durch uniform-ähnliche Bekleidung für Aufsehen. Der nun durchgeführten Polizeiaktion gingen Ermittlungen wegen des „Verstoß gegen das Versammlungsgesetz“ voraus. Insgesamt seien 12 Anhänger_innen der Organisation im Alter von 20 bis 46 Jahren von den Durchsuchungen betroffen. Ihnen wird vorgeworfen auf öffentlichen Veranstaltungen Uniformteile sowie Abzeichen des „Frontbann 24“ sichtbar getragen zu haben. Der Name „Frontbann 24“ leitet sich von einer gleichnamigen Vorläuferorganisation der nationalsozialistischen „Sturm Abteilungen“ (SA) ab, welche im Jahr 1924 gegründet wurde.

„Wir haben Uniformen gesucht und sind fündig geworden“, so die Erklärung eines Polizeisprechers im Anschluss an die zweistündige Razzia. Den 11 Männern und eine Frau, bei denen die Polizeibeamten im Verlauf des Vormittags vorstellig wurden, wird vorgeworfen mehrfach gegen das Versammlungsgesetz verstoßen zu haben. Die Berliner Behörden begründen die Ermittlungen mit dem uniformierten Auftreten von Mitgliedern der Neonaziorganisation im Zusammenhang mit öffentlichen Veranstaltungen. Unter den Beschuldigten sollen sich auch Führungspersonen des „Frontbann 24“ befinden. Neben Uniformen und Abzeichen wurden bei den nun durchgeführten Hausdurchsuchungen unter anderem ein Schlagring , ein Messer sowie Devotionalien mit Hakenkreuzen sichergestellt. Festnahmen habe es nach Auskunft des Polizeisprechers nicht gegeben. Schwerpunkt der Hausdurchsuchungen bildete dabei der Ost-Berliner Ortsteil Oberschönweide im Bezirk Treptow-Köpenick wo die Neonazigruppierungen einen festen Treffpunkt besessen haben soll.

Der militärisch anmutende „Frontbann 24“ trat erstmals im Dezember 2008 öffentlich in Erscheinung und gilt seitdem als Besonderheit innerhalb der Berliner Neonaziszene. Im Gegensatz zu den Parteistrukturen der NPD oder dem Zellenprinzip „Autonomer“- und „Freier Nationalist_innen“ präsentierte sich der „Frontbann 24“ als „politische Bewegung“. Ein erfolgreiches Konzept wie Beobachter_innen der Gruppierung bescheinigen. Innerhalb nur weniger Monate wuchs die Anhängerschaft des „Frontbann 24“, auf 40 - 60 Mitglieder und überflügelte damit in kurzer Zeit die Mitgliederzahlen aller neonazistischer Kameradschaftsgruppen in der Bundeshauptstadt. Zustrom erhielt die Gruppierung vor allem aus den Reihen enttäuschter und frustrierter NPD-Anhänger_innen. Nur vereinzelt sollen auch ehemalige Mitglieder der „Freien Kräfte“ im „Frontbann 24“ eine neue politische Heimat gefunden haben.

Vor allem mit der NPD und deren politische Führungsriege verbindet die Organisation ein gespaltenes Verhältnis. So zählt mit Gesine Hennrich eine ehemalige Kreisvorsitzende der NPD Marzahn-Hellersdorf zu den vermeintlichen Führungskräften der Organisation. Hennrich, die ebenfalls dem Berliner Landesverband der NPD-Frauenorganisation „Ring Nationaler Frauen“ (RNF) vorstand, hatte im Februar 2009 alle Ämter in der Partei niedergelegt. Pornographische Fotografien welche Anfang des Jahres von der damaligen Kreisvorsitzenden im Internet kursierten, brachten Hennrich in Erklärungsnot. Wenig später kam es zum politischen Zerwürfnis zwischen der, durch die von Medien aufgegriffene „Porno-Affäre“ in Verruf geratenen NPD-Funktionärin und dem Berliner NPD-Landesvorsitzenden Jörg Hähnel. Nach ihrem Rückzug aus der NPD engagiert sich Hennrich nun in den Strukturen des „Frontbann 24“. Deren uniformierte Mitglieder traten zuletzt während eines Neonaziaufmarsches im niedersächsischen Bad Nenndorf öffentlich in Erscheinung. Nach der Weigerung sich der schwarzen Kleidung zu entledigen wurde ihnen eine Teilnahme an der Demonstration polizeilich untersagt.

Doch nicht nur durch ihr äußeres Erscheinungsbild weiß die Gruppierung zu provozieren. Die Bezeichnung „Frontbann 24“ bezieht sich auf eine Ersatzorganisation der nationalsozialistischen „Sturmabteilung“ (SA), welche im Jahr 1924 vom SA-Chef Ernst Röhm ins Leben gerufen wurde. Ein Jahr zuvor war der nationalsozialistische Kampfbund in Folge des gescheiterten „Hitler-Putsches“ in der Weimarer Republik verboten worden. Bis zur Reorganisation der SA im Jahr 1925 sollen sich mehrere zehntausend Mitglieder unter dem Dach des „Frontbann“ zusammengefunden haben. Während die SA-Ersatzorganisation zu einer gewaltsamen Massenbewegung anwuchs, weist die derzeitige Entwicklung des „Frontbann 24“ in eine gegenteilige Richtung. Bereits im Juli verkündete der Berliner Innensenator Körting das ein mögliches Verbot der Neonaziorganisation geprüft werde. „Der Frontbann 24 ist gewaltbereit und verherrlicht den Nationalsozialismus“ so der Innensenator weiter. Angesichts dieser Äußerungen scheint dem „Frontbann 24“ somit nicht zuletzt deswegen die Mitgliederzahlen des historischen Vorbildes verwehrt zu bleiben.