20.08.2009 / Lüneburg: NPD-Kundgebung am Todestag von Rudolf Heß

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Unter dem Motto "Meinungsfreiheit auch für Nationalisten" versammelten sich am Montag, den 17.August 2009, etwa zwei dutzend Anhänger_innen der norddeutschen Neonaziszene auf dem Lambertiplatz im niedersächsischen Lüneburg. Das die Kundgebung am Todestag von Rudolf Heß stattfand, dürfe kein Zufall gewesen sein.

So nahm das gewählte Motto indirekten Bezug, auf ein vor wenigen Wochen ergangenes Verbot eines „Rudolf Heß Gedenkmarsches“ im bayrischen Wunsiedel. Mit der in Wunsiedel angedachten Neonazidemonstration sollte dem 1987 verstorbenen Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß gedacht werden, der hier begraben liegt. Bereits vor dem Verbot durch das Bayrische Verwaltungsgericht (VGH) verkündigten Funktionäre der Neonaziszene die Absicht, im Verlauf des Todestages von Rudolf Heß, im gesamten Bundesgebiet lokale Aktivitäten zu entfalten.

Die nun in Lüneburg durchgeführte Kundgebung wurde von Manfred Börm, langjähriges Mitglied im NPD Bundesvorstand und stellvertretender Landesvorsitzender der NPD-Niedersachsen angemeldet, welcher die Kundgebung ebenfalls mit einem Redebeitrag eröffnete. Ihm folgte, neben Lasse Krüger, dem stellvertretendem Landesvorsitzenden der „Jungen Nationaldemokraten“ in Niedersachsen, auch der JN-Aktivist Julian Monaco aus Delmenhorst ans Mikrophon. Die Außenwirkung der NPD-Kundgebung blieb bis zuletzt jedoch begrenzt. Der lautstark geäußerte Protest von rund 350 Gegendemonstrant_innen schirmten die kleine Ansammlung der NPD-Anhänger_innen weitestgehend ab.

Für Unruhe sorgte die verspätete Ankunft von Teilnehmer_innen der NPD-Kundgebung aus dem mecklenburgischen Boizenburg. Diese wurden unter Schmährufen von Einsatzkräften der Polizei durch die Reihen der Gegendemonstrant_innen zum Veranstaltungsort eskortiert. Polizeiliche Maßnahmen, die auch am Ende der Kundgebung angewandt wurden. Nachdem die Versammlung gegen 20 Uhr für beendet erklärt wurde, verließen die angereisten Neonazis schließlich den Veranstaltungsort und zogen unter Polizeischutz und teils unter heftigen Protesten, durch die Innenstadt zum neonazistischen „Szene Laden – Hatecore" am Rande der Lüneburger Innenstadt. Dessen Betreiber, Christian Sternberg war selbst Teilnehmer der zuvor aufgelösten NPD-Versammlung.

Bis in die späten Abendstunden harrten die Neonazis schließlich im Hinterhof des „Hatecore“- Shops aus. Zu nächtlicher Stunde begaben sich dann vereinzelnde Personengruppen, welche aus den Regionen Delmenhorst, Lüneburg, Buchholz in der Nordheide sowie Tostedt stammten, auf den Heimweg. Die Teilnehmer_innen der NPD-Kundgebung kamen zum Großteil aus den Strukturen der NPD-Niedersachsen und deren Jugendorganisation der „JN-Niedersachsen“. Unterstützung erhielten sie dabei von Mitgliedern der parteiunabhängigen „Freien Nationalisten“.