26.08.2009 / Krompach: Feindbild Roma - Erneuter Aufmarsch von Neonazis in der Slowakei

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Die Kleinstadt Krompachy, im Osten der Slowakei, bildete am vergangenen Wochenende die Bühne für einen erneuten Aufmarsch der slowakischen Neonaziorganisation „Slovenská pospolitost“ (SP). Ähnlich wie ein vorangegangener Aufmarsch in den ersten Augusttagen richtete sich die neuerliche Demonstration der „Slowenska popspolitost“ gegen Angehörige der lokalen Roma-Minderheit. Nach Angaben slowakischer Medien unterstützten hunderte Einwohner von Krompachy die Forderungen der rund 50 angereisten Neonazis und schlossen sich der Demonstration an.

In den Morgenstunden versammelten sich Aktivist_innen der „Slovenská pospolitost“, der sogenannten „Slowakischen Zusammengehörigkeit vor dem örtlichen Gebäude der Stadtverwaltung von Krompachy. Ähnlich wie ein Aufmarsch am zweiten Augustwochenende im wenige Kilometer entfernten Sarišské Michaľany, richtete sich auch die neuerliche Kundgebung der „Slovenská pospolitost“ gegen Angehörige der Roma-Minderheit. Anhänger_innen der slowakischen Neonaziszene versuchen seit Monaten mit aggressiver Polemik gegen Sinti und Roma mobil zu machen. An der Spitze der von militanten Ultranationalisten herbeigesehnten „Protestbewegung“ befinden sich die Neonazis indes selbst. „Die Regierung ist gescheitert“, so ein Vertreter der „Slovenská pospolitost“ in Krompachy. Den Ausführungen folgend, müsse sich die Bevölkerung der beschworenen „Roma-Kriminalität“ nun selbst entgegenstellen.

Applaus ernteten die angereisten Neonazis für solcherlei Schlusfolgerungen nicht nur aus den eigenen Reihen. Etliche Anwohner_innen der 9000 Seelen Gemeinde unterstützen die neonazistischen Überzeugungstäter_innen, nahmen in der Folge an der einschlägigen Versammlung teil und befürworteten gegenüber slowakischen Medien die Forderungen der „Slovenská pospolitost“. Im Anschluss an die Kundgebung veranstalteten deren Mitglieder einen Protestmarsch durch die kleine Gemeinde. Auch hier konnte eine starke Beteiligung der Einwohner Krompachy's verzeichnet werden. Ein massives Aufgebot der slowakischen Polizei begleitete den Umzug. Zu Ausschreitungen kam es nicht. Die Beteiligung der Bevölkerung kam der „Slovenská pospolitost“ noch aus anderer Sicht zugute. Deren Mitglieder sammelten im Verlauf des Aufmarsches Unterschriften zur Gründung einer neuen Parteiorganisation. Unter dem Namen „Nové Slovensko“ (Neue Slowakei), plant die Organisation sich zukünftig an Wahlen zu beteiligen.

Ein angekündigter Redebeitrag konnte indes nicht gehalten werden. Über einen Zeitraum von mehreren Stunden warteten die in Krompachy angereisten Neonazis vergebens auf die Ankunft von Marian Kotleba, dem langjährigen Anführer der „Slovenská pospolitost“. Dessen angekündigte Teilnahme wurde durch einen Polizeieinsatz in den frühen Morgenstunden des gleichen Tages verhinderte. Einsatzkräfte der Polizei verschafften sich dabei Zutritt zu einem Wohnhaus im slowakischen Banská Bystrica und verhafteten Marian Kotleba. Der Neonazifunktionär wird von slowakischen Behörden verdächtigt am 8. August 2009, während eines Redebeitrags in der slowakischen Ortschaft Sarišské Michaľany sich diffamierend gegenüber ethnischen Minderheiten geäußert zu haben. Im Falle einer Verurteilung droht dem 32jährigen Kotleba nun eine Haftstrafe zwischen einem und drei Jahren.