01.05.2010 / Schweden: 250 Neonazis marschierten am 1. Mai in Schweden

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Dem Aufruf folgten rund 250 Personen. Unter dem Motto: Schwedische Jugendliche haben ein Recht auf Zukunft!“ marschierten am vergangenen Wochenende AnhängerInnen der militanten Neonaziszene Skandinaviens durch das schwedische Helsingborg. Unterstützt wurden sie dabei von Mitgliedern der dänischen Neonazipartei „Danmarks Nationale Front“ (DNF) sowie Anhängern der „Danmarks Nationalsocialistiske Bevaegelse“ (DNSB). Organisiert wurde die einschlägige Zusammenkunft am 1. Mai 2010 von Mitgliedern der „Nordic Youth“ sowie parteiunabhängiger Neonazis.

Angefeuert von rassistischen Sprechchören setzte sich zur Mittagsstunde der Demonstrationszug in Bewegung. Schwarz gekleidete Jugendliche in Turnschuhen bestimmten das Erscheinungsbild. Ihnen voran: ein Banner der schwedischen Neonaziorganisation „Nordic Youth“. Anlässlich des 1. Mai 2010 hatte die militante Gruppierung zu einer Demonstration im südschwedischen Helsingborg mobilisiert - unterstützt von Neonazis aus nahezu allen Landesteilen. In Redebeiträgen geißelten deren Funktionäre am vergangenen Wochenende die Integrationspolitik der schwedische Regierung. „Die Parlamentarische Demokratie sei wertlos“, so Andreas Carsson, seines Zeichens führender Vertreter der „Nordic Youth“. Mit Morten Borup war am 1. Mai auch ein langjähriger Aktivist der dänischen Neonaziszene am Rednerpult vvertreten. Borup war Mitglied einer Delegation der militanten DNF, der „Dänischen Nationalen Front“, welche an dem Aufmarsch mit etwa 20 Personen teilnahm.

Begleitet wurde der Aufmarsch vom lautstarken Protest mehrerer hundert Gegendemonstrat_innen. Am Rande kam es wiederholt zu Auseinandersetzungen politischer Gegner_innen mit Einsatzkräften der schwedischen Polizei welche dem Neonaziaufmarsch einen Weg durch die Stadt bahnten. Die zahlreichen Proteste führten dennoch zu einer Verkürzung des Neonaziaufmarsches. Aufgrund von Blockadeaktionen musste die ursprünglich angedachte Route abgeändert werden. Begleitet von sintflutartigen Regenfällen wurde die Demonstration schließlich am späten Nachmittag für beendet erklärt. Zum Programm der einschlägigen Veranstaltung gehörte auch ein bis zuletzt geheim gehaltenes Treffen in Südschweden. In den Abendstunden referierte dort mit Björn Björkqvist ein Vertreter des NS-Verlages „Logik“ zu „drängenden politischen Fragen“. Zum Rahmenprogramm gehörte auch der Auftritt des „Liedermachers“ Viktor Sjölund, in weiterer Funktion Sänger der schwedischen Neonaziband „Ferox“. Bei Sölund handelt es sich um einen Aktivist der schwedischen Neonazi-Online-Seite „Info 14“, die dem militanten Netzwerk „Blood and Honour“ nahe steht. Verbindungen welche nun auch die „Nordic Youth“ nutzen dürfte.

Der diesjährige Aufmarsch schwedischer Neonazis knüpfte an eine Veranstaltung des Vorjahres an. Bereits am 1. Mai 2009 marschierten etwa 70 AnhängerInnen der militanten Neonaziszene durch die südschwedische Stadt. Der nun erfolgte Anstieg im Bezug auf die Anzahl der angereisten TeilnehmerInnen dürfte dabei vor allem auf Propagandaktivitäten der sogenannten „Nordic Youth“ zurückzuführen sein. Die Organisation wurde zu Beginn des Jahres in Schweden gegründet und entwickelte sich schnell zu einem Sammelbecken neonazistisch motivierter Jugendlicher. Neben dem „Nationellt Motstand“, einer weiteren schwedischen Neonaziorganisation, dürfte es sich bei der „Nordic Youth“ um die derzeit wohl einflussreichste und am stärksten wachsende Gruppierung organisierter Neonazis in dem skandinavischen Land handeln.