01.05.2010 / Tostedt: Erneuter Übergriff von Neonazis im Landkreis Tostedt

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Am 24.4.2010 erreichte die Gewaltbereitschaft der Tostedter Neonazis einen weiteren Höhepunkt, als zwei Bewaffnete in das Haus eines antifaschistischen Jugendlichen eindrangen und ihn und seine Freunde zum Teil schwer verletzten.

Gegen 6 Uhr morgens wurden die Jugendlichen aus dem Schlaf gerissen, als die Vordertür des Wohnhauses in Hollenstedt gewaltsam eingetreten wurde und daraufhin zwei Vermummte in den Eingangsbereich stürmten. Einer der Angreifer versuchte mehrmals eine Gaspistole abzufeuern, der zweite stürmte ins Wohnzimmer und gab eine Ladung Pfefferspray in den Raum ab, in dem sich die Jugendlichen zu diesem Zeitpunkt aufhielten. Bewaffnet mit einem Schlagring gingen die beiden Angreifer auf die im Raum befindlichen Personen los, schlugen und traten gezielt auf die Köpfe der am Boden liegenden Personen ein und fügten diesen mehrere Platzwunden, einen Bruch sowie zahlreiche Blessuren und Prellungen zu. Eine dritte Person wartete derweil im Auto vor dem Haus, um den beiden Angreifern eine schnelle Flucht vom Tatort zu ermöglichen.

Beide Angreifer wurden von den Betroffenen identifiziert. Bei dem ersten soll es sich um Mattes Wehber handeln, der in der Vergangenheit durch sein hohes Gewaltpotential schon häufiger negativ aufgefallen ist. So war er maßgeblich an zahlreichen Übergriffen beteiligt. Unter anderem schlug er auf einer Abiparty einem Antifaschisten mit einem Bierglas ins Gesicht und bedrohte Jugendliche auf offener Straße. Vor einigen Monaten griff er dann mit zwei weiteren Personen ein Wohnhaus in Tostedt/Wistedt und noch in der selben Nacht die Polizeiwache in Tostedt an, wurde allerdings auf der Flucht von der Polizei gestellt.

Mattes Weber ist Mitglied der Tostedter Kameradschaft „Gladiator Germania“ und führendes Mitglied des „NW Tostedt“. Auch der als Mittäter identifizierte Bastian Dehnert ist schon seit seiner frühen Jugend Mitglied der Kameradschaft „Gladiator Germania“.Der Aktivismus der in Tostedt organisierten, aber in der etwa 20 km entfernten Region um Hollenstedt lebenden, Neonazis verlagerte sich, als eine Schule in Hollenstedt im Rahmen des Projektes „Schule ohne Rassismus“ mehrere Veranstaltungen organisierte. Daraufhin stieg die Anzahl an Übergriffen sowie Sticker- und Sprühaktionen durch Neonazis drastisch an.

Im Polizeibericht wird der Übergriff mit einem offensichtlich neonazistischen Hintergrund zu einem persönlichen Streit, der seit „geraumer Zeit“ existierte, herunter gespielt und damit die Tatsache verleugnet, dass Neonazis in und um Tostedt gezielt und brutal politische Gegner_innen auszuschalten versuchen.