03.04.2010 / Buchholz: Buchholz in der Nordheide: Kleinvieh macht auch Mist

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Unter dem Motto „Kriminelle Ausländer abschieben!“ versammelten sich am Samstag, den 03.04.2010 Anhänger_innen der militanten Neonaziszene im niedersächsischen Buchholz in der Nordheide. Die Kundgebung fand im Rahmen einer gleichnamigen NPD-Kampagne statt. Trotz wochenlanger Vorbereitung waren dem Aufruf des NPD-Unterbezirks Lüneburg, um den Anmelder Manfred Börm, lediglich 50 Unterstützer_innen gefolgt. Mit Hinblick auf den derzeitigen Zustand der niedersächsischen NPD hatten mehrere parteiunabhängige Neonazigruppierungen aus Niedersachsen ihre Beteiligung zuvor verweigert.

Auffällig an der neonazistischen Kundgebung war vor allem die geringe Beteiligung. So hatten etwa Angehörige des sogenannten „Nationalen Widerstands Tostedt“ ihre Teilnahme noch kurz vor Beginn telefonisch abgesagt. Zuvor hatten bereits Anhänger_innen der „Kameradschaft Celle 73“ sowie Neonazis aus Delmenhorst der Veranstaltungsleitung ihre Unterstützung verwehrt. Nachdem im vergangenen Jahr der Vorsitz des niedersächsischen NPD-Landesverbandes an den NPD Funktionär Adolf Dammann überging, sieht sich die neonazistische Parteorganisation massiven Strukturproblemen und inneren Konflikten ausgesetzt. Lediglich von Seiten der „Frreien Kameradschaft Buchholz“ sowie der der militanten Kameradschaftsgruppe „Snevern Jungs“ fand die NPD eine Unterstützung ihres Anliegens. Allerdings war dies wohl vor allem der engen Vernetzung geschuldet. So engagieren sich deren Mitglieder im NPD-Bundesorderdienst oder übernehmen auch Funktionen im NPD Unterbezirk Lüneburg.

Die geringe Beteiligung sorgte schließlich für eine vorzeitige Auflösung der Veranstaltung. Zuvor hatte die NPD in mehreren Redebeiträgen versucht Migrant_innen zur Projektionsfläche sozialer Probleme zu machen. Neonazis wie Jan Rieckhoff, ein führendes Mitglied der „Freien Kameradschaft Buchholz“ und aktiv im gewaltbereiten „NPD Bundesordnerdienst“ nutzten die Gelegenheit um weitere Aktivitäten in der niedersächsischen Kreisstadt anzukündigen und für ein „sauberes“ Deutschland zu werben – rassistische Untertöne inbegriffen. In die gleiche Richtung ging auch der Redebeitrag des JN-Aktivisten Lasse Krüger aus Lüneburg. Dieser ereiferte sich über „jugendliche Polen und Türken“ und forderte in seinem antisemitisch geprägtem Beitrag alle „in Deutschland lebenden“ Migrant_innen dazu auf nach „Israel zu gehen“. Als weitere Redner traten das NPD-Bundesvorstandsmitglied Manfred Börm sowie der stellvertretende Landesvorsitzende der NPD Niedersachsen, Matthias Behrens in Erscheinung.

Die Veranstaltung wurde begleitet durch den lautstarken Protest von mehreren hundert Gegendemonstrant_innen welche sich in Rufweite der NPD Kundgebung befanden. Ein massiven Polizeiaufgebot schirmte die neonazistische Zusammenkunft allerdings hermetisch ab. Ein Zwischenfall ereignete sich allerdings dennoch. Im Zuge der Anreise wurde das Lautsprecherfahrzeug von Manfred Börm attackiert wobei dies einen leichten Blechschaden erlitt und vorerrst ohne linke Seitenscheibe auskommen muss. Ein Neonazi wurde dabei durch einen Steinwurf verletzt und wurde anschließend ins Krankenhaus eingeliefert. Börm, der auch die Veranstaltungsleitung der Kundgebung innehatte, ist seinerseits hinlänglich in Gewaltfragen bewandert. Bereits in den 70er Jahren engagierte sich der derzeit im niedersächsischen Handorf wohnende Bauunternehmer in rechtsterroristischen Gruppierrungen und wurde für einen Überfall auf das NATO-Übungslager in Bergen-Hohne zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Nach bereits eineinhalb Stunden wurde die Kundgebung am Bahnhof der Kreisstadt für beendet erklärt. Ob diese als Erfolg gewertet werden kann, bleibt angesichts des angereisten Klientels durchaus zu bezweifeln. Die sichtlich zu Tage getretenen Mobilisierungsprobleme, wie auch der Wegfall mehrerer Führungsfiguren, welche sich aufgrund interner Streitigkeiten zurückgezogen haben, dürfte der NPD im Flächenland Niedersachsen auch in Zukunft Kopfzerbrechen bereiten.