10.07.2010 / Wildeshausen: Prügel nur von deutschen Polizisten

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Warum er sich ausgerechnet die Kleinstadt Wildeshausen für die Kundgebung der niedersächsischen DVU „Für Arbeit - Soziale Gerechtigkeit und Sicherheit“ ausgesucht hatte, wollte Hans-Gerd Wiechmann nicht verraten. Falls er sich von der Bevölkerung dieses, lange Zeit von neofaschistischen Aktivitäten verschont gebliebenen, Ortes Unterstützung oder gar Beteiligung erhofft hatte, wurden seine Hoffnungen an diesem Samstag, dem letzten im Juli, wie schon so oft enttäuscht. Die verschwindend geringe TeilnehmerInnenzahl von 15 zeigte deutlich den momentanen Zustand der niedersächsischen DVU. Dabei gehörten etliche TeilnehmerInnen noch nicht einmal zum niedersächsischen Parteipotential sondern waren aus Kiel oder im Schlepptau von Christian Worch aus Hamburg angereist. Lediglich aus dem Emsland und dem Ammerland hatte es ein paar DVUler nach Wildeshausen gezogen, einige von ihnen zogen es allerdings offenbar vor, das Geschehen lieber aus einem Straßencafé zu verfolgen.

Dort bestand leider nicht die Möglichkeit die beiden Redebeiträge zu verfolgen. Das verunmöglichte der lautstarke Protest der über 600 Gegendemonstrant_innen und die unermüdlich spielende Sambagruppe. Darunter litten auch sicht- und vor allem hörbar die beiden Redner. Der sichtlich nervöse Wiechmann verwandelte schon beim Verlesen der Auflagen „Behindertenhunde“ in „behinderte Hunde“ und drohte dann den Menschen auf der anderen Seite der Gitter damit, dass „wer Sturm säen - Wind ernten“ würde.

Während Christian Worch als erster Redner gegen unfähige Politiker schimpfte und die 700jährige Demokratie der Schweiz als gelebte Form einer Mitbestimmung des Volkes hochlobte, sprang Wiechmann in seinem Redebeitrag recht zusammenhanglos von einem Punkt zum nächsten. Hatte er sich gerade über den angeblich geringen Bildungsstand der deutschen Jugend-Pisastudie ereifert, zeichnete er im nächsten Moment Horrorszenarien von türkischen oder polnischen Polizisten, die mit „Hoheitsbefugnissen“ in Deutschland Dienst tun dürften. Er persönlich, so Wiechmann weiter, wolle sich im Falle einer Verhaftung aber nur von einem deutschen Polizisten den Gummiknüppel überziehen lassen. In einem späteren Teil seiner Rede – dessen Thema deutsche Soldaten in Afghanistan waren - gestand er dann Bin Laden das Recht zu, zu äußern, dass Afghanistans Freiheit im Schwarzwald verteidigt werden dürfe.

Die Rolle der anderen KundgebungsteilnehmerInnen beschränkten sich derweil auf das Halten eines DVU-Transparentes und einer DVU-Fahne. Beifall war im Programm wohl nicht vorgesehen. So rührte sich auch keine Hand, als Wiechmann mit der Ankündigung, demnächst in Wildeshausen einen bundesweit beworbenen Aufmarsch mit Beteiligung europäischer Freunde durchzuführen, seine Rede beendete. Dass es sich auf dem Wildeshausener Marktplatz nicht um einen gelungenen Versuch, einer totkranken Partei wieder etwas Leben einzuhauchen sondern eher um einen Todesstoß handelte, war zu offensichtlich.